Kurz und Knapp
173 km
8990 hm/ 9580 hm
770 m/ 2300 m
14 Tage (ihr schafft die gesamte Tour aber auch in 10 bis 12 Tagen)
Insgesamt ist die Tour mittelschwer. Die Trails sind meistens eher leicht einzustufen, aber durch die Länge der Wanderung und die Höhenmeter wird sie natürlich etwas anspruchsvoller. Je weniger Tage ihr Zeit habt, desto anstrengender wird Euer Abenteuer natürlich. Wir sind die Tour sehr entspannt angegangen.
Feste Wanderschuhe (nicht unbedingt schwere Bergschuhe!). Klamotten für heiße Tage und etwas kältere Nächte. Regenfest solltet ihr unbedingt auch sein. Zelt, Isomatte und Schlafsack und Campingkocher und -geschirr. Wenn ihr in Guesthouses schlaft braucht ihr natürlich deutlich weniger Outdoor-Camping-Equipment. Ich empfehle Euch auf Stöcke nicht zu verzichten, da einige Etappen sehr lang sind und am Ende oft steile Abstiege haben. Smartphone mit GPS-Tracks unbedingt mitnehmen, damit ihr rechtzeitig merkt, wenn ihr vom Trail abkommt. Ist uns auch zwei oder drei mal passiert.
Anfang Juni bis Ende September
Vorab ganz wichtig: Ihr werdet nicht verhungern! Im Gegenteil, nehmt nur nicht zu viele Vorräte mit, in jedem Tal und oft auch am Wegesrand bekommt ihr Essen, Tee, Kaffee und Bier. An den Anfangs- und Endpunkten der Etappen habt ihr Guesthouses, in denen ihr reichlich bekocht werdet. Für den nächsten Tag könnt ihr Euch dort ein Lunchpaket packen, welches auch wirklich reicht.
Ihr findet am Ende jeder Etappe genügend Guesthouses, in denen ihr unterkommen könnt. Aber achtet darauf, dass in der Hauptsaison mittlerweile so viele Wanderer*innen in dieser Gegend unterwegs sind, dass die Schlafplätze rar sind. Deshalb: Früh aufstehen lohnt sich! Wenn ihr mit dem Zelt unterwegs seid, habt ihr dieses Problem nicht, weil ihr an den schönsten Orten des Trails einfach übernachten könnt. Oder ihr baut Euer Zelt neben einem Guesthouse auf und genießt den Luxus einer warmen Dusche, einer richtigen Toilette oder eines kalten Biers 🙂
Wir haben die Wanderung in Plav (Montenegro) gestartet. Alternativ bieten sich auch Theth (Albanien) oder Reke e Allages (Kosovo) an. Es gibt mehrere Möglichkeit die Tour auf 7, 5 oder 3 Tage zu verkürzen.
Wir sind aus Berlin bis Podgorica geflogen. Dort haben wir dann eine Nacht geschlafen und sind am nächsten Morgen nach Plav mit dem Bus gefahren. Zurück haben wir dann ein Taxi genommen.
Fernwandern
Flug Berlin Podgorica 250 €. Bus nach Plav 12 €. Taxi von Plav zurück 120 €. Ein Bett im Guesthouse inkl. Abendessen, Tee, Frühstück und Lunchpaket zwischen 35 € und 45 €. Zelt statt Bett neben Guesthouse inkl. Essen 20 – 25 €. Visa für drei Länder inkl. Erlaubnis zum Grenzübertritt ca. 20 € pro Person (die border-crossing permits habe ich hier beauftragt: https://www.zbulo.org/)
Fuji X-Pro2
Prolog
Die Geschichte von mir und dem Peaks of the Balkans Trail (PoB) beginnt 2018 in einer Berliner Arztpraxis. Ich warte und warte und warte… Und um mich etwas abzulenken, greife ich zu einer Zeitschrift vom Lesezirkel und fange an zu blättern. Mein Interesse bleibt an einem kleinen grauen Kasten hängen, der in etwa die Überschrift trägt: „Wandern in unberührter Natur!“ oder „Der Wilde Balkan!“… Ich fange an zu googeln und finde die ersten Blogbeiträge, eine (halb) offizielle Website des Trails und vor allem einen Wanderführer, den ich sofort bestelle.
Die Idee des Balkan Trails ist geboren. Jetzt geht’s an die Planung. Damals habe ich mir so einen Trail mit meiner Frau alleine noch nicht zugetraut und wollte deshalb noch ein paar Wanderkamerad*innen dazu gewinnen. 2019 verstreicht, 2020 macht uns Corona einen Strich durch die Rechnung und 2021 trennen wir uns.
Nun schreiben wir das Jahr 2023 und ich hab „Mein Team“ vollständig: Milena (mit der ich in diesem Jahr auch schon drei Wochen in Nepal gewandert bin), Christian (der mich auf den Amatola Trail mitgenommen hat) und Holger (ein sehr outdoor-affiner Freund von mir) begleiten mich in den Balkan.
Wir verständigen uns schnell auf ein Datum – am 31. Mai 2024 soll es losgehen. Wir buchen unsere Flüge, machen unzählige Videocalls in denen wir uns auf die Art unserer Tour verständigen und fangen ganz langsam an zu packen.
Tourbeschreibung
Wir sitzen am 31. Mai auf gepackten Rucksäcken und warten – leicht verkatert – auf unseren late night Flug nach Podgorica. Milena, Christian und ich (Holger kommt eine Woche später nach, weil er noch einen wichtigen Job reinbekommen hat) kommen um 1 Uhr nachts in unserer Unterkunft an und probieren schnell zu schlafen. Am nächsten Morgen laufen wir gut einen Kilometer zum Busbahnhof und kaufen auf dem Weg noch zwei Gaskartuschen (es gibt im Balkan fast nur Stechkartuschen!) und etwas Proviant.
Unser Bus fährt pünktlich um 8 Uhr ab und wir erreichen Plav mittags. Hier stärken wir uns noch mit einer großen Portion Kebab. In Plav gibt es mehrere große Supermärkte in der Nähe vom Busbahnhof, in denen ihr Eure Vorräte noch mal gut auffüllen könnt.
Von Plav nach Theth (3 Tage)
Um 14 Uhr ist es endlich so weit. Ich starte meine Komoot-App und unser Balkan-Abenteuer kann beginnen. Den ersten Tag (von Plav nach Vusanje) habe ich in der Planung schon halbiert und wir erreichen nach etwas mehr als zehn Kilometern und stetigem Anstieg durch den Wald eine wunderschöne Hochebene. Hier bauen wir schnell unsere Zelte auf, ziehen uns warm an und kümmern uns um ein Feuer. Christian ist an diesem Abend unser BBQ Chef. Er grillt uns ein 500 Gramm Rinderfilet direkt in der Glut des Feuers – Südafrika Style! Besser kann der erste Tag unserer Tour eigentlich nicht zu Ende gehen.
Der zweite Tag beginnt leider sehr bescheiden. Wir schaffen es gerade noch unsere Zelte abzubauen und unsere Rucksäcke zu packen, da fängt es auch schon ordentlich an zu regnen. Und das für die nächsten vier Stunden. Mittags klart der Himmel dann plötzlich auf und wir wandern die letzten 5 Kilometer in strahlendem Sonnenschein. Vusanje ist ein sehr niedlicher kleiner Ort, in dem wir schnell ein schönes Guest House finden. Dort können wir unsere nassen Klamotten auf der Terrasse trocknen und unsere erste Ladung Wäsche waschen.
Unsere dritte Etappe führt uns von Vusanje nach Theth – eine meiner Lieblingsetappen! Wir starten um halb acht, da wir an diesem Tag fast 22 Kilometer vor uns haben. Wir beginnen den Trail im Sonnenschein, aber im Laufe des Tages wird es immer wieder zuziehen, leicht regnen und danach wieder aufklaren. Das bedeutet auch, dass wir ständig am Klamotten aus-, an- und umziehen sind. Nach zwei Kilometern erreichen wir das erste Highlight des Tages – das „Blaue Auge“. Hierbei handelt es sich um eine eiskalte Wasserquelle, in die sich Christian und Milena hinein trauen. Ich koche in der Zwischenzeit Kaffee.
Wir kehren zurück auf den Fahrweg und folgen diesem ca. 4 Kilometer bis zum Eingang des Nationalparks. Hier müsst ihr ca. drei Euro Eintritt zahlen. Nach einem weiteren Kilometer verlassen wir den breiten Weg und steigen durch den folgenden Wald bis zu einer ersten Ebene an. Auf den meisten Karten ist hier ein relativ großer See eingezeichnet, der aber in der Realität kein Wasser mehr trägt. Wir wandern oberhalb des „Sees“, um die Begegnung mit Schlangen möglichst zu vermeiden. Irgendwo hier soll sich auch der Grenzstein zwischen Montenegro und Albanien befinden – wir haben ihn auf jeden Fall übersehen.
Im weiteren Verlauf dieser Etappe öffnen sich immer schönere und weitere Ebenen vor uns und wir erreichen am frühen Nachmittag den höchsten Punkt der Tour, den Qafa e Pejes Pass auf 1710m Höhe. Von hier oben habt ihr einen herrlichen Blick in das Tal in dem Theth liegt. Den Ort könnt ihr auch schon sehen, doch leider muss ich Euch enttäuschen – der Abstieg dauert lange und ist ziemlich hart für die Knie. Bis nach Theth braucht ihr von hier oben noch gut 3 bis 3 1/2 Stunden. Dafür erwartet Euch nach dem Abstieg eine sehr schöne Bar mit kalten Getränken. Von hier aus könnt ihr auch schummeln und Euch ein Taxi für die restlichen 4 Kilometer rufen.
In Theth angekommen gönnen wir uns eine wirklich gute Pizza und ein dreier Zimmer in einem schönen Hotel des Ortes.
Von Theth bis Doberdol (5 Tage)
Am vierten Tag unserer Tour wird der Trail voll. Zwischen Theth und Valbona mischen sich unter die Handvoll Fernwanderer noch etliche Tagestouristen, die von beiden Orten zum Pass Qafa e Valbones aufsteigen, um die beeindruckende Aussicht dort zu genießen. Es empfiehlt sich daher recht früh zu starten, damit ihr morgens noch Eure Ruhe auf dem Trail habt.
Der Anstieg aus Theth ist schweisstreibend, aber so früh am Morgen haben wir noch genug Kraft und die Sonne ist noch nicht so brennend. Nach knapp 3 Kilometern machen wir unsere erste kurze Pause und schauen noch mal zurück auf Theth. Zwei Kilometer später erreichen wir ein idyllisches Café und kehren hier zum zweiten Frühstück ein. Zum Pass ist es jetzt nur noch ein Katzensprung. Leider sind mittlerweile so viele Ausflügler unterwegs, dass wir an schmalen Stellen oft warten müssen, bis wir weiter wandern können.
Nach den Obligatorischen „Gipfelfotos“ wandern wir schnell weiter in Richtung Valbona – der Abstieg ist von der Steigung deutlich moderater, als der Anstieg. Dafür wird die Sonne immer heftiger und wir probieren uns so gut es geht vor ihr zu schützen. Nach 9 Kilometern erreichen wir ein weiteres Café. Hier stärken wir uns für die restlichen 8 Kilometer im Valbona Tal. Valbona ist viel bebauter als Theth und eine asphaltierte Straße verläuft durch das Tal.
Hier habt ihr auch noch mal die Möglichkeit ein paar Kleinigkeiten in einem kleinen Kiosk einzukaufen. In den nächsten 3 bis 4 Tagen kommt ihr an keinem Shop oder Supermarkt vorbei!
Die nächste Etappe nach Cerem halbieren wir und entscheiden uns für die Bergvariante, anstatt die kurze Strecke durch das Tal zu wandern.
Am Ortsausgang von Valbona überqueren wir den Lumi i Valbones und suchen nach den richtigen Markierungen des Trails. Folgt nicht dem Fahrweg, sondern klettert einen kleinen Hang hinauf und folgt den Zeichen des PoB oder GPS-Daten auf Eurem Smartphone. Insgesamt habt ihr einen Anstieg von ungefähr 1100hm vor Euch. Der Trail ist steil, abwechslungsreich und ihr überquert immer wieder Hochebenen, die zu einer Rast einladen. Wir lassen uns Zeit und brauchen für den gesamten Anstieg bis zum Qafa e Prosllopit über fünf Stunden. Nehmt Euch unbedingt genug Wasser mit, da die erste Quelle erst gegen Ende dieser Etappe kommt. Wir haben uns sogar etwas Schnee unterwegs geschmolzen, da wir nicht genau wussten, ob wir noch an einer Wasserstelle vorbeikommen.
Nach dem Pass überqueren wir für kurze Zeit noch mal die Grenze nach Montenegro.
Nach fast 9 Kilometern erreicht ihr eine von Felsen eingeschlossene Wiese in deren Mitte ein Wegweiser steht – von hier habt ihr die Möglichkeit die Tour nach Vusanje oder Plav abzukürzen, wenn ihr nur drei oder fünf Tage Zeit habt. Wir schlagen die Richtung Cerem ein und erreichen nach ein paar hundert Metern ein kleines Bächlein, in dem Wir unsere Wasservorräte wieder auffüllen.
Wir wandern nun wieder zurück nach Albanien und erreichen nach ungefähr einem Kilometer eine kleine Bauernhütte vor deren Tür wir unsere Zelte aufbauen. Die Hütte dient in der Hauptsaison als Unterkunft für Hirten, die dort auch Kaffee und Tee servieren. Für uns der perfekte Camping Spot mit traumhafter Aussicht ins vor uns liegende Tal.
Am nächsten Morgen stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf, frühstücken mit Panoramablick und machen uns 3 Stunden später auf den Weg nach Cerem. Nach weniger als zwei Stunden erreichen wir das Dorf und finden auch direkt ein tolles Guest House auf dessen Wiese wir wieder unsere Zelte aufbauen. Hier warten wir nun auf Holger, der uns ab Cerem auf der Wanderung begleiten wird.
Am Abend unseres sechsten Balkan Tages, machen wir uns auf den Weg in das kleine Dorf Cerem und suchen Holger, der jeden Moment ankommen müsste. Doch leider keine Spur von ihm. Später am Abend bekommen wir eine Nachricht, dass er es erst am nächsten Nachmittag schafft nach Cerem zu kommen. Von daher hatten wir noch ganz viel Zeit uns von den ersten Wandertagen zu erholen.
Mit Holger im Gepäck machen wir uns am 7. Tag des PoB auf den Weg nach Doberdol. Da es schon fast 14 Uhr ist, haben wir uns überlegt auf halber Strecke irgendwo zu Zelten – wir haben immer noch genug Tage übrig, um entspannt die Tour zu beenden.
Nach einem ziemlich harten Anstieg am Anfang der Etappe wird das Gelände flacher und wir laufen eine ganze Weile auf einem breiten Sandweg, bevor der Trail als kleiner Pfad in den Wald abbiegt. Der letzte Anstieg hat es noch mal in sich – wir kommen richtig ins Schwitzen und machen kurz vor unserem heutigen Ziel noch mal Pause an einer kleinen Quelle am Wegesrand.
Hier nutzen wir die Chance unsere Wasser Vorräte für das Abendessen und den Kaffee am Morgen aufzufüllen.
Gegen 18 Uhr erreichen wir eine bezaubernde Hochebene, die wir sofort als Nachtlager wählen. Wir sammeln trockenes Holz, machen ein Lagerfeuer und kochen uns in dieser magischen Kulisse unsere Trekking-Mahlzeiten.
Am nächsten Morgen stehen wir wieder zum Sonnenaufgang auf. Wir wollen schnell auf den Trail kommen, damit wir an diesem Tag noch weiter als Doberdol kommen. Seit Tagen haben wir traumhaftes Wetter – so auch heute. Der Trail windet sich auf wunderschönen Wegen durch den Wald und die Sonne blitz zwischen den Stämmen und Sträuchern hindurch. Die Anstiege sind moderat und kurz. Nach zwei Kilometern kommen wir an eine kleine Siedlung, wo wir uns zum Morgenkaffee selber einladen. Die Gastgeber sind super freundlich und zeigen uns die neuen Guesthouses, die gerade noch im Bau sind.
Zu Mittag erreichen wir Doberdol! Perfektes Timing für die Mittagspause. Uns gefällt das kleine Berdorf auf dieser wundervollen Hochebene so gut, dass wir uns direkt dafür entscheiden eine Nacht hier zu bleiben. Wir bauen glücklicher Weise rechtzeitig unsere Zelte auf, denn kurze Zeit später zieht eine Unwetterfront mit Starkregen über uns hinweg.
Als am Nachmittag die Sonne wieder heraus kommt, erkunden wir noch ein bisschen die Umgebung des Ortes. Dieses Dorf ist das bisher schönste, in dem wir übernachtet haben. Nehmt Euch also etwas Zeit hier – es lohnt sich! Mit dem Besitzer des Guesthouse Bashkimi haben wir bis spät in die Nacht draussen gesessen und Raki getrunken 🙂
Von Doberdol nach Guri i Kuq (3 Tage)
Die Nacht in Doberdol war kurz, aber wir wachen glücklicherweise ohne Kater und Kopfschmerzen auf. Nach einem super Frühstück bekommen wir noch ein ganzes Blech Byrek (Blätterteig mit Käse und Spinat gefüllt) geschenkt. Einfach toll die Gastfreundschaft im Balkan!
Der heutige Trail startet mit einem langen und kraftzehrenden Anstieg über eine nicht enden wollende Weide. Schon nach den ersten Metern läuft uns der Schweiß am ganzen Köper hinunter. Die erste kleine Pause machen wir schon bevor wir den Sattel des Berges erreichen.
Unser heutiges Etappenziel ist Milishevc. Auf dem Weg dorthin überqueren wir zuerst die Grenze nach Montenegro bevor wir ein paar Kilometer später in den Kosovo „einreisen“. Bis zum höchsten Punkt der heutigen Etappe, dem Roshkodoli-Pass, verläuft der Trail ohne große Auf- und Abstiege. Wir bewegen uns bis zum neunten Kilometer mehr oder weniger auf 2200 Metern Höhe. Heute liegt recht viel Dunst in der Luft, so dass wir eine etwas getrübte Sicht haben.
Kurz nach dem wir mit dem Abstieg beginnen biegen wir rechts auf einen unscheinbaren Trampelpfad ab und suchen uns ein schönes Fleckchen für eine Pause. Die Hälfte der Tagesetappe haben wir geschafft – ab jetzt geht es fast nur noch bergab. Aber dieser Abstieg hat es noch in sich, wie wir leider später feststellen werden.
Und wir stellen auch fest, dass die Wegmarkierungen im Kosovo kaum noch vorhanden sind. Also lohnt es sich öfter einen Blick auf Eueren GPS-Track zu werfen. Wir verpassen die richtige Abzweigung und müssen uns dann den steilen Weg ins Tal selber suchen. Unten angekommen machen wir eine Pause an einem kleinen Bach – Holger nutzt das gleich für eine Ganzkörperabkühlung.
Die letzten 6,5 Kilometer wandern wir auf entspannten Waldwegen und kleinen Dirtroads. Nur der letzte Anstieg kurz vor unserem Ziel bringt mich noch mal an meine Grenzen – damit hatte ich irgendwie nicht mehr gerechnet. In Milishevc finden wir gleich ein tolles Guesthouse, neben dem wir unsere Zelte aufschlagen. Wir alle hatten vor der Reise keinen blassen Schimmer, wie der Kosovo wohl so sein wird. Jetzt wissen wir, dass es dort wunderschön ist und die Gastfreundschaft genauso herzlich ist, wie im restlichen Balkan. Auch hier bekommen wir wieder köstlichen Raki spendiert 🙂
Unser zweiter Wandertag im Kosovo beginnt, so wie der letzte: mit einem steilen und zermürbenden Aufstieg über eine Wiese. Auch hier seid ihr ziemlich auf eure eigene Navigation angewiesen, da es kaum Markierungen gibt. Oben angekommen wird natürlich pausiert. Drei Kilometer wandern wir nun über wunderschöne Hochebenen bis wir an einen Bergsee kommen, der an seinem westlichen Ufer von einer unterirdischen Quelle mit Wasser versorgt wird. Christian und Holger trauen sich über der Quelle schwimmen zu gehen – der See ist dafür nicht besonders einladend, da er sehr schlammig ist und wahrscheinlich hauptsächlich von Schlangen bewohnt wird.
Ungefähr einen Kilometer hinter dem See beginnt der schlimmste Abstieg der ganzen Tour. Zuerst schlängelt sich der Trail zwischen lauter Büschen und Sträuchern hindurch. Hier kommt ihr zwar langsam voran, aber irgendwie ist die Landschaft hier noch recht abwechslungsreich. Nach einer Weile trefft ihr auf ein wirres Netz von Wirtschaftswegen für Waldarbeiter und ab hier macht der Abstieg spätestens überhaupt keinen Spaß mehr. Es gibt wenig Schatten, die Wege sind super Steil und die Landschaft ist auch nicht besonders ansehnlich. Auch hier solltet ihr oft auf Euer Smartphone schauen, da ihr sonst schnell vom richtigen Weg abkommt. Der letzte Teil des Abstiegs geht durch ein dichtes Waldstück – noch steiler und durch herabgefallene Blätter super rutschig. Ich habe drei Kreuze gemacht, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Wir stehenden nun an der Hauptstrasse, die sich durch das Tal bis Peja schlängelt und entscheiden uns spontan mit einem Taxi in die Stadt zu fahren. Wir brauchen Bargeld, Snacks und wollen einmal sehen, wie eine der größten Städte des Kosovo aussieht. Der Ausflug ist spannend, aber nach fast 10 Tagen in der Natur auch ein großer Kulturschock. Auf dem Rückweg lassen wir uns vom Taxi dann direkt bis zum Ende dieser Wander-Etappe fahren, da uns der restliche Trail nur über asphaltierte Straßen geführt hätte. Wir schummeln uns also hoch bis Reke e Allages.
Die letzte Kosovo-Etappe beginnen wir mit einem Kater – schuld daran ist mal wieder selbstgebrannter Raki in Kombination mit viel Bier. Und das an dem Tag, an dem die längste Etappe auf uns wartet… die ersten 3 Kilometer führt uns der Trail wieder steil bergauf. Die Sonne brennt schon früh am Tag. Zum Glück kommen wir immer wieder durch kleine Waldstücke in denen wir vor der Sonne geschützt sind. Nach eineinhalb Stunden machen wir Pause und kochen uns einen Kaffee auf einer richtig schönen Wiese, kurz vor dem höchsten Punkt des heutigen Trails. Ab jetzt beginnt ein ganz angenehmer Abstieg. Doch schon nach wenigen Kilometern wird der Feldweg zu einer asphaltierten Straße. Das haben wir in den letzten Tagen schon öfter gehört, dass im Kosovo große Teile des Trails auf Straßen verlaufen. Die Hitze wird langsam unerträglich und wir entscheiden uns nach zehn Kilometern den Daumen auf der Landstraße rauszuhalten. Nach einer guten halben Stunde haben wir Glück, dass uns ein Koch samt Einkauf bis zum Ende der Etappe fährt – er muss in den gleichen Ort und wir nehmen das Geschenk dankend an. Klar haben wir mehr als die halbe Etappe somit ausgelassen, aber wir haben uns auch über zehn Kilometer Asphalt erspart. Dafür haben wir in Guri i Kuq fürstlich gegessen, uns eine wunderschöne Unterkunft gebucht und gemeinsam den Nachmittag und Abend dort genossen. Auch das muss bei so einer langen Tour mal sein.
In vielen Blogs wird empfohlen den Kosovo wegen der vielen Asphalt Straßen auszulassen. Ich würde Euch das nicht empfehlen, sondern nur die Etappe von Reke e Alleges nach Guri i Kuq zu überspringen. Nehmt Euch am besten nach dem steilen Abstieg direkt ein Taxi nach Guri i Kuq. Dann seht ihr die schönsten Teile des Kosovo und spart Euch die Wanderung auf asphaltierter Straße.
Von Guri i Kuq zurück nach Plav (3 Tage)
Von unserer Unterkunft in Guri i Kuq geht es nach einem halben Kilometer direkt in den Wald. Zu beginn der Etappe regnet es noch leicht, aber nach einer guten Stunde kommt die Sonne raus. Aufgeheizt erreichen wir nach zweieinhalb Kilometern den ersten von zwei Seen dieser Etappe – den Liqeni i Kuqishte. Am Südufer des Sees ziehen wir blank und springen alle zusammen in das gar nicht mal so kalte Wasser.
Nach einer Dreiviertelstunde wandern wir weiter, passieren eine wunderschöne Ebene mit einem Café (welches leider bei unserer Tour Anfang Juni noch nicht geöffnet hatte) und erreichen kurz dahinter einen zweiten See. Diesmal wandern wir aber weiter. Der Aufstieg ist steil und deshalb zieht sich unsere kleine Gruppe auch immer weiter auseinander. Mit der Folge, dass wir leider den richtigen Abzweig in Richtung Babino Polje verpassen und ungefähr einen Kilometer zu weit wandern. Die Landschaft hier oben ist aber so schön, dass wir es als geplanten Mittagsabstecher abspeichern und hier oben Rast machen.
Nach unserer Pause nehmen wir einen Shortcut zurück zum Jelenka Pass – nicht nur die höchste Stelle dieser Etappe, sondern auch die Grenze nach Montenegro. Die nächsten 6 Kilometer wandern wir entlang der Grenze und überqueren sie mehrmals. Der Abstieg zieht sich über die nächsten sechs Kilometer, meistens mit moderatem Gefälle. Die Wiesen, über die wir absteigen leuchten richtig schön saftig in der Abendsonne. Nach fast zehn Stunden erreichen wir Babino Polje – das war ein anstrengender aber wunderschöner Wandertag (einer meiner Top drei auf der Tour!).
Die letzte Etappe zurück nach Plav teilen wir wieder auf, weil wir noch einmal in der Natur zelten wollen, bevor es zurück in die Zivilisation geht. Heute geht die Tour wieder ganz entspannt mit geringem Anstieg auf Forstwegen los und wird im Laufe des Tages auch nicht viel „wilder“. Nach einer Stunde erreichen wir ein Café mit toller Aussicht ins Tal. Hier machen wir eine kurze Pause bevor wir den Weg in Richtung Hridsko jezero („See des Glücks“) fortsetzen. Kurz nach dem Café verlassen wir den Forstweg und biegen links in den Wald ein. Die Landschaft gefällt mir richtig gut und die Aussicht auf eine weitere Pause und Abkühlung an dem See verleiht uns Flügel. Am See des Glücks angekommen springen Christian, Holger und Milena auch gleich ins Wasser – ich hab’s mir anders überlegt und koche uns einen Kaffee. Der Hridsko jezero ist übrigens der am höchstgelegene See Montenegros auf 1970 Metern.
Den letzten Anstieg der Tour haben wir dann direkt im Anschluss. Ab jetzt geht es fast nur noch bergab. Wir passieren zwei Schutzhütten, in denen wir auch hätten schlafen können, entscheiden uns aber weiter zu laufen, da wir dann am nächsten Tag nicht mehr so viel Strecke vor uns haben.
Am frühen Nachmittag erreichen wir eine malerische Lichtung im Wald, wo wir unser Lager einrichten. Keine 30m daneben verläuft ein kleiner Bach, so dass unsere Wasserversorgung auch gewährleistet ist.
Nachts zieht ein Gewitter auf und Holger ist damit beschäftigt nicht naß zu werden. Er hat ein Zelt auf dem Weg nach Cerem geschenkt bekommen, bei dem die wasserfeste Aussenhülle fehlte 🙁
Morgens haben wir die Zelte dann im Nieselregen abgebaut und dabei schnell Kaffee getrunken. Das Frühstück muss noch bis zu unserer Ankunft in Plav warten.
Nach dreieinhalb Stunden erreichen wir Plav. Das Wetter hat sich während unserer letzten Etappe immer mehr verbessert, so dass wir Plav in strahlendem Sonnenschein erreichen. Hier bestellen wir Cappuccinos und Omeletts und freuen uns, dass wir diese tolle und spannende Tour ohne größere Zwischenfälle oder Unfälle bewältigt haben. Balkan, wir kommen wieder .-)
Resumee
Der Peaks of the Balkan Trail ist eine rund um schöne Tour, die auch ohne große Outdoor-Erfahrung begangen werden kann. Ihr braucht keine alpine Erfahrung, da die Wege recht einfach sind und ihr kaum klettern müsst. Nur bei ein paar Abstiegen ist Trittsicherheit erforderlich.
Ihr wandert 10 – 14 Tage durch eine tolle und abwechslungsreiche Landschaft, lernt in den Dörfern einheimische Menschen kennen und seid auf dem Trail durch viele Guesthouses gut versorgt.
Den wirklich ursprünglichen Charakter hat der Trail aber mittlerweile verloren, da die Infrastruktur, besonders in Albanien, schon richtig weit vorangeschritten ist. Das fanden wir ein bisschen schade, da wir mit mehr Abenteuer gerechnet hatten. Natürlich hat das auch Vorteile. Ihr braucht weniger Gepäck, könnt teile des Trails mit Shuttlebussen abkürzen und bekommt an wirklich vielen Stellen Proviant.
Ich kann die Tour aber noch immer empfehlen – ihr solltet aber probieren die Hauptsaison zu vermeiden. Dann sind nämlich die Guesthouses alle voll und noch mehr „Instagram-Tagestouristen“ unterwegs.
Wie schon erwähnt ist die Tour landschaftlich wirklich toll. Leider ist der Name etwas irreführend – ihr wandert nämlich über fast keine „Peaks“. Die Peaks sind nicht direkt auf der Tour, sondern immer nur durch teilweise lange Abstecher zu bewandern. In dieser Hinsicht habe ich mir auch ein bisschen spektakulärere Steige und Aussichten gewünscht.
Fail der Tour
- Der erste Fail war gleich der Weg vom Flughafen in die Innenstadt von Podgorica: Wir sind um 1 Uhr nachts angekommen und waren sehr müde. Mich hat gleich ein Taxifahrer am Flughafen abgefangen und wir sind einfach eingestiegen, ohne vorher ungefähr nach dem Preis zu fragen. Er hat dann ein Fake-Taxameter angemacht und wir haben statt 15€ fast 70€ gezahlt! Sehr ärgerlich, aber durch drei geteilt dann nicht ganz so schlimm…
- In Reke e Allages habe ich in der Nacht mein Handy an einer Steckdose neben Christians Bett aufgeladen. Am Morgen nehm ich mein Handy und das Ladekabel hängt lose dran, ohne, dass ich das Netzteil finde. Ich suche und suche und stelle fest, dass das Netzteil in der Nacht geschmolzen ist und sich mit Christians Bettdecke verbunden hat. Unsere Holzhütte wäre also in der Nacht fast abgebrannt
- Nehmt umbedingt GPS Tracks mit – wir haben uns diverse male kurz verlaufen, da der Trail in manchen Teilen nicht gut markiert ist. Wir haben aber fast immer schnell festgestellt, wenn wir die richtige Strecke verlassen haben. Nur einmal sind wir über einen Kilometer zu weit gewandert.
- Wir haben viel zu viel Proviant mit uns herumgeschleppt. Obwohl wir ziemlich am Anfang der Saison auf dem PoB unterwegs waren kamen wir an genügend Orten vorbei, wo wir Essen bekommen haben und uns Lunchpakete machen konnten.