Kurz und Knapp
32,6 km
2330 hm/ 3400 hm
820 m/ 2560 m
2,5 Tage
Am ersten Tag eine mittelschwere Tour. Technisch nicht so anspruchsvoll, wenn kein Schnee mehr liegt. Der zweite Tag ist definitiv eine schwere Tour! Der Tag hat wahnsinnig viele Höhenmeter bergauf und bergab. Wir waren insgesamt 10 Stunden an dem Tag unterwegs. Der letzte Tag ist wieder mittelschwer und geht vor allem hardcore auf die Knie
Feste und wasserfeste Wanderschuhe. Wenn noch viel Schnee liegt sind richtige Bergstiefel auch angebracht. Nehmt Euch viel Wasser mit – die Tour ist sehr anstrengend. Packt Klamotten für Sonnenschein, aber auch für kalte Nächte und Regen ein. Für mich waren die Stöcke auf dieser Tour mega wichtig. Vor allem am letzten Tag und den 1700hm Abstieg
Ende Juni bis Ende September (Je nach Wetter und Schneelage!)
Einkehr in der Muttseehütte und in der Claridenhütte. Es gibt ebenfalls ein Restaurant am Parkplatz der Gondel
Muttseehütte und Claridenhütte
Wanderparkplatz in Tierfed
Mit dem Auto bis zum Parkplatz
Wandern
Parken war umsonst. Die Gondel hat 12 € pro Person gekostet. Unterkunft mit Halbpension und Getränken auf den Hütten ca. 100 € pro Person
Fuji X-Pro2
Tourbeschreibung
Meine Cousine Heike hat Ende Juni 2024 zu ihrem 50. Geburtstag nach Zürich eingeladen. Und da sich so eine Reise vor allem lohnt, wenn man noch einen Ausflug in die Berge unternimmt ist ja klar. Also hab ich mich mit ihrem Freund Philip für eine „kleine“ Bergtour zu zwei Hütten verabredet.
Da diesen Juni noch sehr viel Schnee liegt, müssen wir leider unseren ursprünglichen Plan verwerfen. Dafür habe ich die grandiose Idee, von der Muttseehütte zur Claridenhütte zu wandern, ohne zu wissen, was ich uns damit eingebrockt habe.
Tag 1 – Der Aufstieg zur Muttseehütte
Ich erreiche nach 11 1/2 Stunden Zugfahrt Zürich mit dem Nachtzug. Ich habe Liegewagen gebucht und eigentlich ziemlich gut geschlafen. Trotzdem bin ich natürlich nicht richtig fit und ausgeruht. Philip holt mich am Bahnhof Friesenberg ab, wir packen schnell unsere Rucksäcke bei ihm zu Hause und düsen um halb elf ab ins Glarnerland.
Das Auto parken wir an der Talstation der Gondel in Tierfehd. Die beiden Gondeln sind unbemannt und man muss sich selber über einen Ticketautomaten einchecken. Obwohl die Bahn voll automatisch fährt gibt es lustiger Weise eine Mittagspause 🙂 Also denkt daran bei Eurer Planung.
Nach ca. 5 Minuten erreichen wir die Bergstation Kalktrittli. Im Inneren der Station beginnt auch schon der Stollen, den man alternativ zu unserer Route nutzen kann, um zur Muttseehütte zu gelangen. Wir verlassen aber die Bergstation und fangen an den Hang in steilen Kehren hinauf zu kraxeln. Alles vor traumhafter Panoramakulisse! Der erste Teil des Trails ist noch ein bisschen ausgesetzt und an manchen Stellen sind Ketten zum Festhalten angebracht. Im weiteren Verlauf sind solche Hilfsmittel aber nicht mehr notwendig.
Am Ende des ersten steilen Anstiegs machen Philip und ich eine Pause. Noch scheint die Sonne und wir genießen den Blick ins Tal. Nachdem wir das Nüschentäli durchquert haben wartet das erste große Schneefeld auf uns. Am Ende dieses Schneefeldes biegen wir scharf rechts auf den nun wieder freien Trail ab. Wir ersteigen im Zickzack das Muttenwändli.
Ein weiteres Schneefeld folgt im leichten Abstieg zur Muttseehütte. Wir erahnen die Hütte schon aus der Ferne. Doch leider hat es mittlerweile zu regnen angefangen und wir beeilen uns, ein trockenes Dach über die Köpfe zu bekommen.
Wir beziehen unser Quartier in der Hütte, trinken einen Schluck warmen Tee und gehen bei plötzlich aufgerissenem Himmel auf Entdeckungstour rund um die Hütte und den Muttsee.
Wenig später ist das gute Wetter leider vorbei und wir verbringen den restlichen Tag in der Hütte.
Tag 2 – Mit einem Kraftakt zur Claridenhütte
Wir wachen früh auf (waren auch sehr früh in unserem Nachtlager) und stellen fest, dass das Wetter leider sehr bescheiden ist… Egal, Hauptsache erstmal Kaffee und Frühstück! Wir packen unsere Rucksäcke und setzten uns zum einzigen Wanderer, der mit uns die Nacht auf der Hütte verbracht hat, in den Gastraum. Wir warten eine kleine Weile ab, entschließen uns dann aber im Nieselregen loszuwandern, da wir einen langen Abstieg und einen fast ebenso langen Aufstieg noch vor uns haben.
Wir folgen dem gleichen Trail, den wir am Vortag gekommen sind bis zur Bergstation der Gondel. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und sogar die Sonne zeigt sich immer wieder. Da wir aber noch nicht mal den halben Abstieg hinter uns haben, ziehen wir das Tempo etwas an.
Nach etwas mehr als vier Stunden erreichen wir den tiefsten Punkt unserer heutigen Etappe. 1600 Höhenmeter sind wir abgestiegen und mir wird langsam bewusst, auf was für eine harte Tour wir uns begeben haben. Denn jetzt haben wir die gleichen Höhenmeter noch mal bergauf vor uns…
Als ich mir anfange darüber Gedanken zu machen, habe ich für eine gute Dreiviertelstunde schlechte Laune… was für eine dumme Idee 🤣
Nachdem wir eine kurze Mittagspause gemacht haben, sieht die Welt auch wieder viel besser aus. Die Füsse laufen wieder und zwar stetig bergauf! Und je näher wir unserem Ziel kommen, um so mehr Spaß macht mir diese wirklich spannende Tour auch wieder. Spannend ist auch die Überquerung des noch immer sehr breiten, super kalten und reissenden Baches. Ohne die Hilfe von Philip hätte ich es sicher nicht auf die andere Seite geschafft – er hat mich förmlich an der Hand auf die andere Uferseite und aus dem Bach hinausgezogen. Danke Dir noch mal ganz herzlich dafür!!!
Nun haben wir „nur noch“ ein relativ großes Schneefeld und den Schlussanstieg zur Hütte vor uns. Da am Ende sogar die Sonne hinauskommt, fällt uns dieses letzte Stück auch nicht mehr schwer. Nach genau 10 Stunden Wandern und 3200 überwundenen Höhenmetern erreichen wir die Hütte in strahlendem Sonnenschein. Auch hier checken wir schnell ein, ziehen uns warme Sachen an und setzen uns mit einem kalten Bier hinaus. Was für ein toller Tag! Ein bisschen stolz bin ich schon auf uns…
Tag 03 – Der Abstieg nach Tierfehd
So schön wie der gestrige Tag zu Ende gegangen ist, fängt unser letzter Tag der Tour an – mit strahlendem Sonnenschein! Wir schmieren uns ein paar Stullen und machen uns schon früh auf den Weg, da wir heute noch bis 15 Uhr in Zürich sein müssen.
Ungefähr einen Kilometer wandern wir bei Kaiserwetter durch den Schnee, bis wir dann auch schon die höchste Stelle der heutigen Etappe erreichen… Hier oben machen wir noch eine kurze Pause und freuen uns über diesen atemberaubenden Blick zurück zur Hütte und über die umliegenden Berge. Ab jetzt geht’s 1700 Höhenmeter straight down. Und wer sich definitiv nicht darüber freut: Philip’s Knie! Ich habe seit ein paar Jahren immer Kniebandagen für den Abstieg dabei und komme damit super klar. Philip leidet leider diesmal deutlich mehr. Dafür lassen wir uns Zeit und machen viele Pausen.
Die ganze Zeit während unseres Abstiegs haben wir einen traumhaften Blick auf den Tödi, den höchsten Gipfel und das Wahrzeichen des Glarnerlandes (3614m). Nach den ersten 600 Metern Abstieg erreichen wir eine wunderschöne Hochebene, Ober Sand genannt. Hier schlängelt sich ein Schmelzwasserfluss (Obersandbach) über die Ebene, an dessen Ufer einige Stallungen sind. Bis hierher ist die Tour wunderschön mit einem traumhaften Panorama. Ab jetzt geht es fast tausend Meter im zick zack steil bergab. Es ist heiß, der Untergrund geröllig und der Abstieg scheint kein Ende zu nehmen. Wir brauchen über zweieinhalb Stunden (viele Pausen mit eingerechnet), bis wir den Stausee bei Hinter Sand erreichen.
Da sich die erste Hälfte der Etappe doch viel länger hinzieht, als wir dachten, machen wir ab jetzt auf einer Kiesstraße Strecke – für die letzten sieben Kilometer benötigen wir nur noch 1 Stunde 45h. Kurz nach zwei erreichen wir die Talstation der Gondel und somit auch unser Auto. Was für eine geile Tour war das denn?!
Resume
Aus einer vermeintlich kleinen Hüttentour wurde eine richtige amtliche und anstrengende Wanderung. Die Tour hat mich total begeistert – tolle Landschaft, spannende Trails und zwei wundervolle Hütten! Diese Tour werde ich sicherlich noch mal machen und dann die Fridolinshütte oder Planurahütte noch mit in die Tour einbauen!
Highlight der Tour
Das Highlight war definitiv unsere Nacht auf der Claridenhütte! Diese Hütte ist nicht nur traumhaft gelegen, sondern auch durch die wunderbare Angie toll geführt. Von der ersten Minute fühlt man sich hier willkommen. Die Schlafplätze sind zwar einfach, aber richtig gemütlich und obwohl wir „nur“ das Lager gebucht haben, hatten wir eine kleines Zimmer für uns alleine. Der Abend und der Morgen rund um diese Hütte war einfach genial!
Fail der Tour
Als Fail kann ich eigentlich nur erwähnen, dass ich mich mit den Höhenmetern am zweiten Tag total verschätz habe – so anstrengend hätte ich die Tour nicht erwartet. Ich würde es aber wieder machen!