Kurz und Knapp
1486 km
4200 hm/ 3920 hm
0 m / 952 m
12 Tage
Die Wanderungen auf den Lofoten und auf dem Weg dorthin sind von leicht bis schwer, aber die meisten für Euch fitte Menschen gut zu meistern. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Ausdauer sind keine schlechten Voraussetzungen für die meisten Touren
Campingequipment, Outdoor-Klamotten von lufitig-leicht bis nass-kalt (wir haben alles erlebt in den zwei Wochen), GPS Gerät oder Handy mit Outdoor App (z.B. Komoot oder Outdooractive), Geländetauglicher Mietwagen (es geht auch ohne 4×4, aber so kommt ihr wirklich überall hin
Mai bis September. Die Monate Oktober bis März, wenn ihr die Nordlichter sehen wollt
Wir sind genau ein Mal auf der Reise Essen gegangen – wir hatten zwei Vorspeisen, eine Hauptspeise, zwei kleine Bier = 135 €! Wer also nicht Krösus ist, sollte einen Campingkocher und einen Grill dabei haben und dann selber kochen
Wir haben also in einem Hotel, drei Pensionen und dann auf den Lofoten auf Campingplätzen übernachtet. Auf fast allen Campingplätzen gibt es kleine Holzhütten, die ihr Euch recht günstig für ca. 60 € mieten könnt
Unser Roadtrip hat in Tromsø begonnen und auch dort geendet
Flug von Berlin mit SAS über Oslo nach Tromsø und so wieder zurück
Wandern, Tagestouren und eine Hüttentour
Norwegen ist teuer! Den Flug haben wir sehr günstig für 250€ pro Person von Berlin nach Tromsø bekommen. 14 Tage SUV-Mietwagen haben knapp 1000 € gekostet. Hotels kosten ca. 150€, Pensionen um die 80€ und die einfachen Campinghütten ca. 50 – 65 € pro Nacht. Ein Zelt, Auto und zwei Personen kosten 20- 30€ pro Übernachtung. Für Essen haben wir 80-120€ für 2 bis 3 Tage gezahlt
Nikon D810
Tourbeschreibung
Das wichtigste zuerst: Das war unsere erste Richtige Wanderreise und gleichzeitig unsere Hochzeitsreise – und eine bessere Destination hätten wir uns nicht aussuchen können! Um es allerdings gleich zu erwähnen: Unser Gepäck kommt mit 8 tägiger Verspätung an. Uns bleiben nur die Klamotten aus dem Flugzeug. Zum Glück habe ich meinen Fotoapparat, unsere Boombox, unser Geld und die Kreditkarten bei mir. Was wir nicht haben, ist unsere Campingausrüstung: Kocher, Zelt und Schlafsäcke. Toller Start für eine Hochzeitsreise! Erst hoffen wir, unsere Koffer am nächsten Tag am Flughafen in Tromsø abholen zu können. Da steht ja noch der bestellte Mietwagen. Doch die Frau am SAS-Counter rät uns mit freundlichem Nachdruck, loszufahren: „Das kann noch lange dauern, bis das Gepäck hier ’rauf in den Norden kommt“. Und das machen wir dann auch, nachdem wir uns in einem Outdoor-Outlet komplett neu eingekleidet haben (die Wanderschuhe trugen wir zum Glück schon im Flugzeug).
Unser erster Stop ist die schöne Insel Sommarøya, die uns die nette Mitarbeiterin im Outdoor Laden empfohlen hat. Die Fahrt dauert etwas über eine Stunde. Dort nehmen wir ein Hotel, das uns über den ersten Frust hinwegtrösten soll. Gegen 19h ziehen wir zu einer kurzen Auftakt-Wanderung los. Da es ja eigentlich im Sommer nie dunkel wird, könnt ihr locker erst um 18 oder 19 Uhr starten. Der Sonnenuntergang im Juli ist um 23 Uhr, und danach dämmert es eine Weile, bis die Sonne um 2:30 Uhr wieder aufgeht.
Nächster Tag … 10 Minuten von Sommarøya bis zur Fähre in Brensholmen. Die Überfahrt nach Botnhamn dauert 35 Minuten. Es ist mega nebelig und kalt. Botnhamn liegt auf der Insel Senja. Fast keine Ortschaften. Natur pur. Leider haben wir keine Zeit für diese Schönheiten, denn am frühen Nachmittag wartet die nächste Fähre am Gryllefjord. Zwei Autostunden bis dorthin. Noch nie habe ich so türkisfarbenes Wasser gesehen. Auch das Wetter klart wieder auf, und wir gönnen uns beim Warten auf die Fähre Cappuccino und Eis.
Die Überfahrt zur Insel Andøya dauert deutlich länger. Dort haben wir ein kleines, etwas in die Jahre gekommenes Zimmer in einer Pension gebucht, die irgendwie sehr lustig und skurril im 60er Jahre Stil eingerichtet ist. Ein schnelles Bier im Garten, und schon sind wir zu einer kurzen und eindrucksvollen Wanderung unterwegs. In dichtem nassem Nebel geht es auf den nahen Berg, und oben sticht die Sonne durch die Wolken – eine krass-surreale Stimmung. Außer uns niemand weit und breit.
Früher Aufbruch am nächsten Morgen zu einer Inselwanderung auf den Måtind, der 408m über der Küste thront. Nach einem 45minütigen Aufstieg vom Parkplatz in Stave bekommen wir das erste mal den wunderschönen fast karibisch anmutenden Strand der Baukvika Bucht zu sehen. Der Ausblick von hier oben ist atemraubend. Auf dem Rückweg wählen wir einen Abstecher in die Bucht. Der Abstieg ist so steil, dass wir alle Viere benutzen müssen. Das Meer, in dem wir eigentlich schwimmen möchten, schätzen wir auf 10 Grad Wassertemperatur. Wir schaffen es nur bis zu den Knien hinein. Der Rückweg zum Parkplatz führt an der Küste entlang und dauert etwa eine Stunde.
Bis zur Fähre nach Melbu haben wir noch 130 km vor uns. Am Nachmittag machen wir uns zu einem schönen Roadtrip über Sortland auf, wo wir bei H&M unsere Unterwäsche aufstocken.
In Melbu übernachten wir in einer spartanischen Unterkunft direkt am Hafen und nehmen die erste Fähre morgens rüber auf die Lofoten. Endlich! Unser Tagesziel ist „Sandsletta Camping“. Dort beziehen wir für drei Tage in einer kleinen Holzhütte Quartier. Dieser Campingplatz ist traumhaft an einem Fjord gelegen und hat zwei oder drei mit Holzfeuer beheizte Hot Tubs und eine Sauna.
Wir richten uns ein, und noch am Ankunftstag beginnt unsere nächste Wanderung, eine Tour zum Gipfel des Fløya – nicht lang aber steil, 500 hm auf 2 Kilometern. Der Blick vom Gipfel und vom Vorgipfel des Fløya ist der blanke Wahnsinn. Der Tag ist klar und sonnig und wir können fast bis zur letzten Insel der Lofoten schauen. Der Grat zum Vorgipfel ist schmal mit steil abfallenden Seiten. Tasi schafft die letzten Meter, ich fotografiere aus sicherer Entfernung.
Am zweiten Tag auf den Lofoten schlägt das Wetter um. Also fahren wir nach Svolvær und decken uns mit Regenjacken und Mützen ein. Im Nieselregen beginnen wir unsere Wanderung zur Nøkksætra Hütte. Die schöne Strecke verläuft am Ufer zuerst in Richtung Nedere Svolværvatnet und dann entlang des Westufers des Øvre Svolværvatnet. Nach ca. zwei Stunden erreichen wir die abgelegene Hütte des Norwegischen Wandervereins am Ufer des Sees Austre Nøkkvatnet. Mittlerweile total durchnässt, probiere ich, ob die Unterkunft vielleicht „rein zufällig“ offen ist, und Simsalabim – die Tür geht auf. Also können wir den Kamin anheizen und unsere Sachen darüber zum Trocknen aufhängen. Nach einer Stunde ist zwar nix wirklich getrocknet, aber wir treten trotzdem den Heimweg an.
Lofoten, Tag 3. Überqueren wir den Matmora – oder nicht? Der Regen ist verflogen und die Morgensonne animiert uns zu der bis jetzt längsten und höchstgelegenen Wanderroute. Mit fast 750 hm bergauf und bergab ist diese Strecke schon deutlich anspruchsvoller als die 5 Touren vorher. Zuerst schlängelt sich der Wanderweg steil durch dichten Wald bis zu einer Hochebene auf ca. 300m. Hier kommt ihr an einer alten Ruine vorbei und trefft auf die eine oder andere Schafherde. Nach einer weiteren Stunde haben wir die Hochebene überquert, und von nun geht es über große Felsbrocken steil nach oben. Irgendwann fällt mir auf, dass Tasi immer langsamer wird, und die Vibes, die von ihr kommen, sind auch alles andere als „Yieppie, let’s go!“
Weil ihre Ferse immer doller schmerzt, entscheiden wir uns zur Umkehr. Vielleicht war es in der kurzen Zeit ein Ausflug zu viel. Für den Rest nehmen wir das Auto und gönnen uns im Hafen von Delp ein Rieseneis für Zwei. Und – wir haben genug Zeit, am Camping Platz einen Hot Tub und die Sauna zu buchen! Happy Ende 🙂!
Am nächsten Tag meldet sich endlich die Airline: Unsere Koffer wurden in Zürich gefunden – WTF, warum in Zürich??? Nach 8 Tagen haben wir endlich unsere Klamotten, das Zelt, Geschirr und Camping-Kocher wieder. Weniger schön: Unsere Klamotten-Tasche ist komplett durchnäßt und stinkt ekelhaft nach abgestandenem Wasser.
Kein Ding, es regnete so und so den ganzen Tag. Warum nicht 4 Stunden im Waschsalon am Hafen von Svolvær verbringen? 2 Waschmaschinen und 4 mal trocknen später, fahren wir endlich in die einzige Luxus-Unterkunft, die wir uns auf der Reise gönnen werden, auf die Insel Gimsøya. Hier wird alles noch einmal gewaschen, und abends gibt es dafür ein Festmahl mit traumhaftem Blick auf die Küste.
Ab jetzt können wir endlich campen! Auf nach Unstad – von uns später nur noch „Shadowland“ genannt. Ausgerechnet in dieser Bucht hängen zwei Tage lang dicke Regenwolken, obwohl überall sonst auf den Lofoten die Sonne scheint. Unstad ist unter Surfern weltbekannt, weil es mit dem „Arctic Surf“ das nördlichste Surfcamp der Welt beherbergt (sag’ ich einfach mal so…). Wellen gibt es leider keine, also lungern die Surfer, die ein Vermögen für einen Arctic Surf gezahlt haben, den ganzen Tag frustriert im Aufenthaltsraum ’rum. Und wir machen uns auf, den Himmeltindan zu besteigen! Als wir auf dem Parkplatz am Hauklandstranda ankommen, hängen dichte Wolken über dem Ort, wo ich den Himmeltindan vermute. Also beginnen wir eine kleine Rundwanderung an der Küste entlang, Und auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher auf den 400m hohen Mannen mit Ausblick über die Vikbukta.
Nachmittags wärmen wir uns in der Tonnensauna auf und hoffen auf mehr Glück am nächsten Tag. Zwar sieht es morgens in unserem Shadowland mal wieder nicht nach gutem Wetter aus, aber direkt nach dem Tunnel, den man durchfahren muss um nach Unstad zu kommen, reißt der Himmel auf, und wir können einen neuen Versuch zur Besteigung des Himmeltindan wagen. Und wir sind erfolgreich! 962m komprimiert auf 4 km Strecke – das ist ein großer aber lohnender Kraftakt. Oben auf dem Gipfel hängen zwar wieder dicke Wolken, die den Blick in jede Richtung versperren, aber auf dem Rückweg können wir bis runter zur Küste schauen! Yippie! Belohnt haben wir uns dann mit einem Hipster-Latte in Leknes!
Weiter geht’s nach Flakstad auf den „Lofoten Beach Campingplatz“. Hier schlagen wir unser Zelt für zwei Tage auf und erleben am zweiten Tag eine tolle Wanderung zur Kvalvika Bucht. Sie ist ein Touristenmagnet, weil sie in einer norwegischen Doku Soap vorkam und alles zum Campen bietet. Mittlerweile machen das aber so viele, dass die Illusionsblase, einsam am Strand übernachten zu können, schnell zerplatzt. Unser Auto steht auf dem offiziellen Kvalvika/ Ryten Parkplatz. Das Wetter ist wieder „traumhaft“ und der steile Anstieg zur Fredvanghytta entsprechend anstrengend. Nach einer kurzen Pause auf der Hüttenterrasse wandern wir weiter. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir den Gipfel des Ryten – total fertig zwar, aber glücklich, dass wir auch diesen Gipfel bezwungen haben. Die schönste Aussicht gibt es etwas unterhalb. Von dort schweift der Blick weit über die Kvalviker Bucht. Dann der steile Abstieg – 543m bis auf Höhe Null. Unten in der Bucht ist wenig Schatten, dafür aber ein traumhafter Sandstrand und türkis grünes, viel zu kaltes Wasser, in dem es niemand länger als 30 Sekunden aushält – außer Norwegern. In der Bucht treffen wir drei Franzosen, die wir schon von unserem ersten Campingplatz auf den Lofoten kennen. Gemeinsam wandern wir zurück. Die letzte Wegstrecke nehmen uns die Drei mit ihrem Auto bis zu unserem Parkplatz mit. Merci beaucoup et bon voyage!
An den letzten beiden Tagen unserer Reise kraxeln wir noch zur Munkebu Hytta und übernachten dort. Obwohl wir keinen Schlüssel mehr bekommen haben, legen wir uns oben in den Aufenthaltsraum zum Schlafen. Das gefällt nicht allen „regulären“ Gästen. Aber wir zahlen das Gleiche wie sie, und schließlich bin ich ja Mitglied im norwegischen Alpenverein und bedanke mich am Morgen mit frischem Kaffee für alle. Bei schönstem Sonnenaufgang fahren wir – leider – Richtung Tromsø los.
Für die Rückreise zum Flugplatz gönnen wir uns zwei Etappen – mit selbstgekochtem Essen vor einer Holzhütte und Saunaabend auf einem kleinen netten Campingplatz am Ufer eines Fjordes (Gullesfjordbotn Camping) und einer weiteren Hütten-Übernachtung in Tromsø, um das Ein- und Auspacken der Campingsachen zu umgehen. Die „kleine Abendwanderung“, die in dichtem Nebel mit zweistündiger Suche nach dem Heimweg endet, hätten wir uns sparen können. Selbstbelohnung: ein schönes Lachsfilet, auf dem Campingkocher zubereitet. Erschöpft und glücklich sinken wir in unsere letzte Nacht auf den Lofoten.
Resumee
Mit den steil aufsteigenden Bergen, die meist unten am Meer oder an einem Fjord enden, ist diese Insellandschaft das perfekte Ziel für Wanderer, Radfahrer, Kajak-Sportler und eigentlich für alle, die gern draussen sind. Es gibt ein paar Hotspots wie die Kvalviker Bucht, wo ihr viele Touristen auf einem Fleck treffen werdet. Sonst aber findet ihr ganz viele Ecken und Strecken, um stundenlang mit der Natur allein zu sein.
Highlight der Tour
Eigentlich bestand diese Reise aus einer Kette von Highlights. Jede Wanderung war besonders, und die Landschaft ist überall eindrucksvoll. Ich lege mich mal auf drei Höhepunkte fest:
– Die Tour auf die Munkebu Hütte mit Übernachtung in den Bergen.
– Der Aufstieg auf den Himmeltindan.
– Das Bad in den Hot Tubs am Ufer eines Fjords im Abendsonnenschein nach 5 Tagen Wandern und Reisen.
Fail der Tour
Dass unser Gepäck für mehr als eine Woche nicht ankam, hat uns eigentlich nicht besonders gestört. Wir haben gemerkt, dass wir mit sehr viel weniger Klamotten auskommen.
Einzelne kleinere Fails findet ihr in den Tourbeschreibungen – der ganze Roadtrip war einfach zu schön, um mir über Fails Gedanken zu machen.