Kurz und Knapp
111 km
2200 hm/ 1900 hm
370 m/ 1140 m
7 Tage (37:50h)
Technisch leichte Wanderung, aber durch Gepäck, Wetter und Untergrund sehr zermürbend. Ihr lauft selten über einfaches Gelände, ständig werden Geröllfelder, kleine Flüsse und Moorgebiete überquert. Durch diese Äußeren Einflüsse würde ich diese Wanderung als mittelschwer bezeichnen. Ich bin durch den schweren Rucksack und trotz der verhältnismäßig kurzen Etappen schon an meine Belastungsgrenze gekommen
Feste und vor allem wasserfeste Wanderschuhe, Kleidung für jedes Wetter, Wanderstöcke (!), Zelt, Kocher und haltbares Essen. Powerbank(s) und Fotoapparat!!!
Mitte Juni (die Hütten öffnen ab dem 22.6.) bis Mitte/Ende September
Auf dem gesamten Kungsleden gibt es im Abstand von 12 – 20km STF Hütten von denen die meisten einen Shop haben. Dort bekommt ihr aber nur sehr Basic Essen aus Konserven oder Trekking-Mahlzeiten aus der Tüte. Für kaltes Bier ist dort aber immer gesorgt.
Ich würde Euch empfehlen im Zelt zu schlafen – dann seid ihr nicht von den STF Hütten abhängig und könnt an den schönsten Spots auf der Tour Euer Lager aufschlagen. Die STF Hütten sind aber auch super gemütlich. Dort schläft man in Mehrbettzimmern und geheizt wird mit Holz. Auch in diesen Hütten gibt es keinen Strom. Waschen tut ihr Euch in den nahegelegen Flüssen und Seen
Meine Tour ist in Abisko gestartet und endete an der Mountainstation in Kebnekaise. Von dort bin ich dann mit dem Helikopter bis zur STF Nikkaluokta geflogen, von wo mein Bus nach Kiruna abgefahren ist. Ihr könnt die Tour auch genau umgekehrt laufen
Ich bin mit dem Zug (6 Zügen um genau zu sein) von Berlin bis nach Abisko in 33 Stunden gereist. Von Stockholm bis Abisko (15-17h) habt ihr die Möglichkeit einen Liegewagen zu buchen, was ich natürlich versäumt. Zurück bin ich von Kiruna über Stockholm nach Berlin geflogen
Fernwandern
Der Zug hat 135€ gekostet, der Flug 110€. Während der Wanderung habe ich ca 100€ für Übernachtungen, Bier und Snacks ausgegeben. In der Mountainstation Kebnekaise habe ich in einem Schlafsaal für 85€ übernachtet und mir zwei mal das Frühstücksbuffet für 13€ gegönnt. Für den Helikopterflug nach Nikkaluokta habe ich 95€ gezahlt
Fuji X-Pro2
Tourbeschreibung
23. Juli 2021 – ich stehe um 4:30 Uhr in Berlin auf, mache mir einen letzen Kaffee, genieße noch mal die warme Dusche zu Hause und ziehe meine schweren Wanderschuhe an. Um halb sieben steige ich am Hauptbahnhof in den Zug und steige auf meiner 33-stündigen Reise in Hamburg, Kopenhagen, Malmö, Stockholm und Boden um. In Stockholm habe ich drei Stunden Aufenthalt. Dort schließe ich meinen schweren Rucksack am Bahnhof ein und mache mich auf die Suche nach einem netten und bezahlbaren Restaurant. Frisch gestärkt und mit zwei Bier im Gepäck trete ich den letzen Teil meiner Reise an – 17 Stunden bis nach Lappland. Wenn ihr in Abisko ankommt solltet ihr wissen, ob ihr bis Abisko Östra fahren müsst (dort war mein Hostel) oder zwei Kilometer weiter bis Abisko Turiststation (dort startet der Kungsleden Trail). Ich übernachte noch eine Nacht in einem Mehrbettzimmer im Hostel & Huskies. Hier lerne ich dann auch am Abend meine zwei Hiking-Buddies Gregory und Matteo in der Sauna kennen.
Am nächsten Morgen hängen tiefe Regenwolken über dem Ort und wir entscheiden uns erst gegen Mittag zu starten – den Regen abwarten und noch ein bisschen mit den Huskies, die zu der Pension gehören, zu spielen (Mir waren die Huskies etwas zu stürmisch, so dass ich nach kurzer Zeit die Flucht angetreten habe).
Um 12:30 Uhr starten wir endlich auf unsere Tour – der Regen hat fast aufgehört. Am ersten Tag ist das Wetter noch ziemlich mies, doch gegen Abend klart der Himmel auf und wir haben ab jetzt 4 Tage strahlenden Sonnenschein. Statt den erwarteten Regenhosen und Hardshelljacken tragen wir Shorts und T-Shirt und selbst die uns angekündigten „Killer-Moskitos“ lassen uns bis zum Ende der Wanderung fast komplett in Ruhe. Sonnenschutz ist auf einmal viel mehr angesagt als Mückenspray.
Am Ende des zweiten Tages spalte ich mich das erste mal von unserem dreier Gespann ab und baue mein Zelt fünf Kilometer vor dem offiziellen Ende der zweiten Etappe an einem wunderschönen See auf. Gregory und Matteo übernachten in den STF Hütten und sind deshalb auf das Erreichen der Etappenziele angewiesen. Am nächsten Morgen hole ich die beiden Langschläfer dann an ihrer Hütte ab und wir wandern gemeinsam weiter. Im Laufe der Tour trennen sich unsere Wege noch zwei mal – ich genieße es dann für einen ganzen oder halben Tag alleine zu wandern, freue mich aber auch immer wieder, wenn ich beide nachmittags an den Hütten treffe. An der Fjällstation Singi verabschiede ich mich von Matteo – er läuft am nächsten Tag weiter auf dem Kungsleden Trail. Gregory werde ich noch mal an der Mountainstation Kebnekaise und in Kiruna treffen.
Am sechsten Tag erreiche ich die Mountainstation Kebnekaise, die am Fuße des gleichnamigen Berges (höchster Berg Schwedens) liegt. Hier verliert die Wanderung leider sofort ihre Magie – nach 6 Tagen ohne Internet und in der Abgeschiedenheit Lapplands erinnert dieser Ort eher an ein Disneyland in den Bergen. Hubschrauber landen und starten im 15-Minuten-Takt, es gibt Wifi und Mobiles Internet, warme Duschen, einen Souvenir-Laden und ein schickes Restaurant. Der wundervolle Vibe des eigentlichen Kungsledentrails ist innerhalb kürzester Zeit vergangen. Trotzdem probiere ich die Vorzüge dieses Ortes zu genießen, buche mir ein Bett und gehe ausgiebig duschen.
An diesem Abend ändere ich dann meine Pläne nach Nikkaluokta weiter zu laufen – ich entscheide mich eine Tagestour nach Tarfala zu machen und dann am nächsten Morgen mit dem Helikopter nach Nikkaluokta zu fliegen statt die restlichen 20km zu wandern. Diese Entscheidung habe ich auch nicht im geringsten bereut – die Tagestour war traumhaft, da fast kein anderer Wanderer diese Richtung eingeschlagen hatte und das Wetter sich im Laufe des Vormittags zum guten gewendet hat.
Der Helikopter Flug ist spannend aber wenig spektakulär. Um 11:45 Uhr steige ich pünktlich in den Bus nach Kiruna. Ich treffe dort noch einmal Gregory und verbringe fast den restlichen Tag im Hotel. Rückflug am nächsten Morgen um 11 Uhr!
Resumee
Die Kungsleden Wanderung durch Lappland ist für mich eine der schönsten Touren, die ich je gewandert bin. Die ursprüngliche Landschaft, die Abgeschiedenheit ohne Ablenkung durch Handy und Internet und die magische Stimmung durch die nicht endenden Tage bringen einen innerhalb kürzester Zeit in einen meditativen Zustand. Ich hatte wirklich das Gefühl für 6 Tage den Alltagsstress komplett hinter mir zu lassen. Umso herber dann natürlich das Erwachen, wenn die Zivilisation einen zurück hat. Auf dieser Tour habe ich viele andere Alleinwanderer getroffen (auch viele Frauen) Familien und sehr viele Paare. Ich finde dieses Tour vor allem für Paare ideal, da ihr an den romantischsten Stellen wild Campen könnt. In vielen Blogs habe ich vor der Tour gelesen, dass diese Wanderung perfekt für Anfänger ist – dem stimme ich nicht unbedingt zu. Die Tour ist sehr viel anstrengender, als sie scheint. Die Trails sind sehr sehr steinig und verlangen einem hohe Trittsicherheit und totale Konzentration ab. Anfänger sollten die Tour mit weniger Gepäck (was mir auch gutgetan hätte) und mit Hütten-Übernachtungen planen.
Highlights der Tour
- Die traumhafte ursprüngliche Landschaft fernab jeglicher Zivilisation.
- Mit Gregory und Matteo habe ich tolle Freunde und Hiking-Buddies kennengelernt. Ich hoffe, wir werden noch viele Touren gemeinsam machen!
- Digital Detox in der schönsten Umgebung.
- Unerschöpfliche Trinkwasservorkommen – gefühlt alle 50 – 100m!
- Die Mitternachtssonne. Um 4 Uhr morgens in strahlendem Sonnenschein Kaffee trinken.
Fail der Tour
Mein einziger wirklicher Fail der Tour hätte nicht schlimmer ausfallen können: vier Wochen nach meiner Rückkehr in Berlin wurde mir ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert. Ob das eine direkte Folge der Wanderung war oder die Wanderung nur der Auslöser für einen Vorfall, der dann später passiert ist, weiss ich noch nicht so genau. Auf jeden Fall habe ich mich mit dieser Tour etwas übernommen, da ich durch die lange Corona-Zeit davor nicht gut im Training war. Vor einem Jahr habe ich eine sogar noch anstrengendere Tour (Kreta E4) locker weggesteckt, aber damals habe ich auch Monate vorher täglich Fitnesstraining gemacht. Meine Behandlung steht gerade erst am Anfang und ich hoffe, dass ich mit einem blauen Auge davon kommen werden – keep your fingers crossed for me!!!!
Janko’s Kungsleden – 1. Etappe
Janko’s Kungsleden – 2. Etappe
Janko’s Kungsleden – 3. Etappe
Janko’s Kungsleden – 4. Etappe
Janko’s Kungsleden – 5. Etappe
Hi Sascha,
Einfache Schutzhütten habe ich nur ein oder zwei gesehen. Es gibt aber richtige Mountain Stations, wo ihr Euch einbuchen könnt.
Ich war mit dem Zelt dort und bis auf die erste Etappe dürft ihr überall wild campen.
Das wäre auch meine Empfehlung. Die Fjäll-Stationen sind aber auch immer an super schönen Orten gelegen – das ist auch super
schön dann dort zu schlafen und ihr hättet dann weniger Gepäck.
Liebe Grüße
Janko
Hey gibt es dort auch einfache Schutzhütten und darf man dort einfach so Wildcampen? LG
Hallo Martin,
nein musst du nicht! Soweit ich weiss trifft man dort nur auf Rentire und auch nur, wenn du ganz viel Glück hast!
Die Tour ist toll – ich kann sie nur empfehlen!
LG Janko
Muss ich mir sorgen wegen Bären oder Wölfen machen?
Danke Dir! Es geht schon viel besser!
oh, denn mal gute Genesung.