Kurz und Knapp
93,3 km (laut offizieller Website vom Trail sind es 101km)
4080 hm/ 3560 hm
530 m/ 1870 m
6 Tage (jeweils 9 bis 10,5 Stunden inkl. Pausen)
Schwere Wanderung. Sehr anstrengend, zermürbend und ihr braucht vor allem gute Trittsicherheit. Ausgesetzte Stellen gibt es kaum. Ihr müsst mindestens 4 Personen sein, um den Trail starten zu dürfen
Feste und vor allem wasserfeste Wanderschuhe. Stöcke sind auch dringend empfohlen! Da das Wetter sich sehr schnell dort ändern kann braucht ihr für Regen, kalte Tage und Hitze Klamotten und Equipment. Ich habe von einem dünnen Tanktop bis zur dicken Daunenjacke alles mal angehabt. Denkt auch dran, dass die Nächte in den Hütten sehr kalt werden können. Ausserdem braucht ihr einen Schlafsack, Kocher und Essen für 6 Tage. Einen Wasserfilter braucht ihr nicht – das Wasser könnt ihr direkt aus den Bächen trinken!
März bis Mai und Oktober bis Dezember
Reine Selbstversorger-Wanderung. Ihr habt aber die Möglichkeit Euch Proviant-Pakete zu packen und an zwei Hütten liefern zu lassen. Auf die letzte Hütte könnt ihr Euch Pizza und Bier bringen lassen
Hütten auf dem Amatola Trail
Maden Dam bis Hogsback
Ich bin von Kapstadt bis East London geflogen und wurde dort von Christian abgeholt. Alternativ bietet das „Away with the Fairies“ Hostel auch Shuttle an. Public Transport ist in der Gegend schwierig
Fernwandern
Der Amatola Trail an sich kostet 2000 R pro Person für den Hiking-Permit und die Übernachtungen in den Hütten. Das „Away with the Fairies“ bietet verschiedene Packages inkl. Übernachtung vor und nach der Wanderung an
Fuji X-Pro2
Prolog
Der Amatola Trail war für mich wirklich eine schwere Geburt – von der Idee bis zur Umsetzung sind fast zwei Jahre vergangen. Im Frühjahr 2020 habe ich seit langem mal wieder mit Christian telefoniert. Wir haben in Deutschland und in Südafrika schon oft zusammengearbeitet und dabei ist eine tolle Freundschaft entstanden. Als er sich in der Nähe von Hogsback im Eastern Cape ein Stück Land samt Haus gekauft hat frage ich ihn, ob man in dieser Ecke des Landes gut wandern kann? Seine Antwort: „Besser als irgendwo anders – lass den Amatola Trail zusammen machen!“
Anfang 2020 fange ich also an zu recherchieren und stelle ganz schnell fest – der Amatola Trail ist genau die Wanderung, die ich gesucht habe. Lang, spannend, unberechenbar, exotisch, landschaftlich wunderschön und auch ohne alpine Erfahrung durchaus machbar.
Und dann beginnt die Pandemie. 2021 wird’s wahrscheinlich nix und deshalb planen wir die Wanderung erst im südafrikanischen Herbst 2022 zu machen. Ein Jahr sprechen wir eigentlich gar nicht über die Tour, aber im März 2021 fangen wir ganz langsam mit der Planung an. Christian reserviert 4 Plätze für März 2022 – für uns beide, meine Frau Tasi und seine Freundin. Ein paar Monate gehen ins Land und wir sprechen im Oktober 21 wieder. Wie sich herausstellt hat sich bei uns beiden privat einziges getan. Von den 4 Plätzen auf dem Trail sind auf einmal nur zwei besetzt – durch die beiden frischen Singles Christian und mich. Ende Oktober erzähle ich Henda in Kapstadt von der Tour und sie sagt sofort zu! Last but not least schliesst sich noch Henda’s Schwester Kat uns an – unsere „Expedition“ ist nun komplett!
Im Januar lernen wir uns dann alle bei einem Video-Call kennen: Christian in Hogsback, Henda in Kapstadt, Kat in der Nähe von Johannesburg und ich im eiskalten Berlin. Wir gehen im Schnelldurchlauf das Equipment durch, verteilen für jeden Aufgaben und sind uns alle auf Anhieb mega sympathisch! Das nächste mal sehen wir uns dann in Hogsback am 13.03.2022, einen Tag vor dem Beginn der Tour.
Tourbeschreibung
Am Morgen der Tour bin ich so aufgeregt, dass ich nichts Essen kann und mir latent übel ist. Haben wir an alles gedacht? Haben wir die richtige Ausrüstung eingepackt? Überschätzen wir uns? Es heisst schließlich, dass der Amatola Trail „South Africa’s Toughest Trail“ ist. Zwei Stunden fahren wir mit dem Shuttle zum Beginn des Trails und ich kann gar nicht glauben, dass wir diese ganze Strecke zu Fuss zurück laufen werden – crazy!
Bei uns im Bus sitzen noch 8 weitere Personen – eine Gruppe von 8 Männern im „besten“ alter. Ihr Durchschnittsalter ist irgendwo zwischen Mitte 60 und 70 angesiedelt. Sie werden mit uns zusammen den Trail machen, aber wie sich schnell herausstellt – auf dem Trail sehen wir uns kaum, sondern immer erst abends auf der Hütte. Warum? Weil die 8 Jungs einfach mal viel schneller sind als wir! Christian und ich fotografieren permanent, Henda will immer am Ende laufen und Kat säubert ständig ihre schlammigen Schuhe. Wir sind also eher die gemütliche Truppe – was ich von Anfang an super finde. Warum schon früh an der Hütte sein, wenn wir den Weg richtig genießen können?
Die ersten zwei Tage wandern wir fast ausschließlich durch mystischen Urwald, der J. R. R. Tolkien als Vorlage für seine „Lord of the Ring“ Bücher diente. Das wusste ich vorher wirklich nicht, wie berühmt diese Landschaft ist. Das Wetter ist diesig, nebelig und ab und zu regnet es ein bisschen. Stören tut uns das aber Überhaut nicht, da die Temperatur zum wandern perfekt ist und wir im Wald kaum einen Tropfen abbekommen. Die erste Nacht ist eiskalt und alle ausser mir frieren in ihren Sommerschlafsäcken. Wenigstens für diese Nacht hat es sich gelohnt, dass ich meinen Daunenschlafsack mitgeschleppt habe. Am Ende von Tag zwei klart der Himmel langsam auf und wir freuen uns auf drei wunderschöne Tage mit viel Sonnenschein und toller Sicht! Der vierte Tag des Trails gefällt mir am besten – alle Tage sind toll und abwechslungsreich, aber dieser Tag macht mir am meisten Spaß. Die fünfte Etappe ist unser Badetag – endlich kommen wir an einer ganzen Reihe von Pools vorbei, die zum plantschen und schwimmen einladen. Das Wasser ist zwar eiskalt, aber nach sechs bis sieben Stunden wandern in der Hitze gibt es darüber keine Diskussion, dass wir da rein MÜSSEN! Am Ende dieses Tages werden wir dann noch mit einer Pizzalieferung aus Hogsback belohnt – Dan von „Away with the Fairies“ organisiert das gerne für Euch – schließlich ist es jetzt nicht mehr weit bis zum Ziel.
Der letzte Tag watet noch mal mit einer Mischung der letzten fünf Wandertage auf: Steile Anstiege, dichter Urwald, etwas gekraxel über große Felsbrocken und als Endgegner den einkilometerlangen Abstieg hinunter nach Hogsback – ich bin auf diesem letzten Kilometer mindestens drei mal hingefallen und hab mir übel am Schienbein wehgetan.
Und auf einmal sehen wir im dichten Nebel das Schild: „Congratulations! You have just completed the Amatola Trail“ – whoop whoop! Wir haben es wirklich geschafft und nicht nur irgendwie, sondern wir haben diesen Trail gemeinsam wirklich gerockt! Ja, ja, Eigenlob stinkt, aber ein bisschen stolz finde ich dürfen wir auf uns schon sein…
Resumee
Der Amatola Trail ist sicher nichts für Anfänger. Ihr solltet schon ein paar hundert Kilometer vorher in unterschiedlichem Terrain gewandert sein. Und vor allem auch Eure Ausrüstung kennen. Ein kaputter Schuh oder ein unbequemer Rucksack könnten ganz schnell diese beeindruckende Tour in einen Albtraum verwandeln. Also checkt sehr sorgfältig Euer Equipment, damit ihr so viel Spaß auf dem Trail haben könnt wie wir hatten. Aber kleinere Fails gab es natürlich auch bei uns – doch dazu mehr in den einzelnen Etappen.
Die sechs Tage auf diesem Trail waren wirklich magisch – die Landschaft ist größtenteils unberührt und ihr kommt der Zivilisation auch nicht wirklich nah. Ein paar mal lauft ihr über Forstwege, aber das ist absolut die Seltenheit. Der Trail ist eher rough – der Blick nach unten leider immer wichtig, da ihr sonst über die nächste Wurzel oder einen Felsbrocken stolpern werdet. Gerade am Ende der jeweiligen Etappen merkt man wie zermürbend dieser Trail sein kann. Was morgens noch easypeasy ist, wird am Nachmittag zur richtigen Geduldsprobe. Auf dem Trail überqueren wir ungefähr dreissig mal kleinere Flüsse, klettern über Wasserfälle, kraxeln über Steinfelder und krabbeln unter umgestürzten Bäumen durch. Dafür werden wir dann immer wieder mit tollen Ausblicken und natürlichen „Schwimmbecken“ belohnt.
Highlight der Tour
Die ganze Tour ist das Highlight – es wäre wirklich schade hier eins rauszupicken. Das Gesamtpaket ist wundervoll, beeindruckend, spannend und macht wahnsinnig viel Spaß!
Was mir aber besonders gefallen hat, war der Teamgeist unter uns, der für so eine Tour besonders wichtig ist. Wir kannten uns vor dieser Tour kaum, haben aber toll auf einander acht gegeben und nie die Fassung verloren. Es gab keine dummen Diskussionen, wenn einer von uns eine Pause machen wollte oder etwas länger brauchte, weil das Knie weh tat. Die Tour hat uns wirklich zusammengeschweißt!
Und noch ein ganz persönliches Highlight von mir: Ich liebe es früh aufzustehen – und hier durfte ich, ohne Ärger zu bekommen, meinen Wecker auf 4:30h stellen!
Fail der Tour
Jeder von uns ist ein paar mal hingefallen, ich hab meine Kniebandage in der letzten Hütte liegen gelassen, Christian hat viel zu wenige Speicherkarten für seine Kamera mitgenommen und Kat hat die erste Hütte fast abgefackelt. Jeder von uns hatte das eine oder andere Wehwehchen, doch nichts was uns abgehalten hätte die Tour zu beenden.